Studienauftrag Gesamtsanierung und Erneuerung Freibad Marzili, Bern
Studienauftrag für Generalplanerteams im selektiven Verfahren | 2021 | mit Carolin Riede Landschaftsarchitektur & Fanzun AG | Auswahl als Nachwuchsteam
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Die städtebaulichen und architektonischen Haupteingriffe konzentrieren sich auf zwei Standorte - das «Eingangsgebäude» und den «Badekosmos».
Das neue Eingangsgebäude legt sich parallel zur Marzilistrasse an die Badigrenze und schafft so einen Vorplatz zum Bad und für das Quartier. Es gibt dem Marzili eine neue und klare Adresse. Die bestehenden Bäume bleiben erhalten und werden mit chaussierten Flächen umgeben. Eine raumbildende Velorampe besetzt den Platz und führt zu dem um ein Stockwerk höher gelegenen Velodeck. Die drei Volumen unter dem Dach nehmen betrieblichen Funktionen und die Haupteingänge auf. Die Ankunft auf der Badseite erfolgt auf dem grossen, chaussierter Marktplatz. Dieser funktioniert als Treffpunkt und als Zone für ein erweitertes Essensangebot mit „foodtrucks“, Glacéständen u.ä.
Der Badekosmos besteht aus zwei Volumen mit begehbaren Dächern (Decks) sowie einem Mitteldeck auf einer offenen Stützenstruktur. Dieses bildet das verbindende Element zwischen dem Frauendeck und dem Bar-Deck. Es ist ein Pendant zum Eingangsgebäud und gibt ihm ein Gegenüber. Unter dem Deck schweift der Blick vom Eingansgegbäude über das Areal und durch den Kosmos hindruch bis zur Aare. Der zwischen Frauendeck und Nichtschwimmerbecken aufgespannte Grünraum geht in Dialog mit den längs der Aare gerichteten Gebäuden und schafft einen geschützten Liegebereich. Der Grünraum ragt hier in den Kosmos hinein und verwebt sich mit diesem. Dieses Spiel mit Vor- und Rücksprüngen wiederholt sich entlang dem Uferweg. Hier verweben sich die Flächen am Ufer mit dem Hochwasserschutz und dem Kosmos. Die leichte Holzstruktur, welche den Kosmos umrahmt, bildet eine subtile Grenze des Kosmos`, ist Funktional vielschichtig und räumlich dennoch offen und durchlässig. Der Kosmos ist so konzipiert, dass die umlaufende Struktur, welche Sonnenschutz, Hochwasserschutz, Sitzbänke und Liegeflächen integriert, sich nachts mittels Faltläden einfach und manuell schliessen lässt. Der Zugang über den Uferweg entlang der Aare, südlich der Dampfzentrale, kann offen bleiben und das Aare-Bistro mit Bar-Deck auch abends und unabhängig vom übrigen Marzilibetrieb genutzt werden. Hier entsteht ein atraktives Gastoangebot direkt an der Aare welches besonders im Zuge der Entwicklung des Gaswerkareals eine zentrale Bedeutung für das neue Quartier bekommen wird. Mit dem neuen Standort des Paradieslis wird eine Reminiszenz an vergangene Zeiten geschaffen, als das Frauenbad ebenfalls landseitig des Aarearms angeordnet war. Zusammen mit der Ruhezone entsteht wieder ein geschlossener, intimer Aufenthaltsraum innerhalb der Anlage und schafft somit einen neuen, identitätsstiftenden Ort. Der Spitz bleib das ganze Jahr über offen und frei zugänglich. Mittels grosser Schiebetore lässt sich der Bereich zwischen Marzilibad und Spitz öffnen wodurch die Anlage als ein zusammenhängender Freibadpark genutzt werden kann.
Mit gezielten Einfriffen soll der usprüngliche Inselcharakter, welcher durch die Bauaktivitäten in den 1960er Jahren verloren ging, wieder hergestellt werden: mit einem neuen Aarehafen, mit der Einführung einer ‘Ufermauer’ entlang dem urspünglichen Verlauf des "Löifus", einer internen Uferpromenade und zahlreicher Neupflanzungen von Bäumen. Durch diese neue, durchgehende, zweite Uferpromenade ist sowohl der Spitz besser ans Badeareal angebunden als auch das Nadelöhr für die Fussgänger im Bereich der Dampfzentrale entzerrt.
Zukunftsszenario Freibadpark: die ganzjährige Öffnung des Freibadparks, auch nachts, ist zum aktuellen Zeitpunkt für die Bauherrschaft nicht denkbar. Die Anlage ist jedoch so konzipiert, dass die Flexibilität für ein zukünftig verändertes Verständnis des «Freibadparks Marzili» dennoch bestehen bleibt. Soll der Löifu dereinst wieder Wasser führen, ist dies mit einem gezielten Eingriff möglich. Die Grundstruktur des Freibades wird bereits heute für eine solche Entwicklung augelegt.
Modellbau Atelier 8, Zürich | Visualisierungen Mentha Walther Architeken GmbH